Queer (Adj.)
Der Begriff queer [kwɪə] kann als Sammelbegriff für all jene geschlechtlichen und sexuellen Identitäten genutzt werden, die von Heteronormativität und ⇒ binärer ⇒ Cis-Geschlechtlichkeit abweichen. Queer wird auch als Selbstbezeichnung genutzt, zum Beispiel von Menschen, die ihre geschlechtliche oder sexuelle Identität nicht spezifischer definieren möchten oder noch unsicher über das eigene Label sind. So kann die Zugehörigkeit zur Queer-Community ausgedrückt werden, ohne sich genauer definieren zu müssen.
Queer stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie seltsam oder abweichend. Zunächst wurde das Wort als Beleidigung für jene Menschen genutzt, welche als Außenseiter oder von der Norm abweichend wahrgenommen wurden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die allgemeinere Nutzung jedoch und der Begriff wurde zu einer diffamierenden Bezeichnung für ⇒ homosexuelle Menschen, vor allem aber für schwule Männer (Jones 2023).
Mit „Queer-Studies“ wird die wissenschaftliche Disziplin bezeichnet, die sich mit der interdisziplinären Erforschung von Themen und Feldern abseits der Heteronormativität beschäftigt (Jäkh 2024, S. 9).
Dank der unermüdlichen Kämpfe für Gleichberechtigung und gegen die Diskriminierung homosexueller Menschen hat sich die Bedeutung des Begriffs gewandelt. Durch Aneignungsprozesse wurde queer zurückerobert, umgedeutet und ist heute weitgehend positiv konnotiert (Queer Lexicon 2017). Dabei wird gerade das Abweichen von der Heteronormativität als verbindendes Element innerhalb der Community angesehen und gefeiert. Nach wie vor gibt es aber auch Menschen, die den Begriff nicht als Selbstbezeichnung nutzen wollen, da er für sie mit Anfeindungen und Ablehnung verknüpft ist.
Trotz der emanzipatorischen Kämpfe und stetigen Verbesserung der Rechte und Akzeptanz queerer Menschen, ist in den letzten Jahren ein Anstieg von Queer-Feindlichkeit zu beobachten. Im Jahr 2023 verzeichnete das Bundeskriminalamt einen Anstieg von queer-feindlichen Straftaten um beinahe 50 % (bpb 2024). Diese Zunahme lässt sich unter anderem durch das Erstarken rechten Gedankengutes erklären (bpb 2024). Diese Feindseligkeiten spiegeln sich auch im Sprachgebrauch wider. Ein Beispiel hierfür sind die Bestrebungen Donald Trumps, queere Lebensrealitäten von Amerikaner*innen durch das Verbot bestimmter Begriffe unsichtbar zu machen (Yourish et al. 2025).
Auch in der deutschen politischen Landschaft lassen sich diese Tendenzen erkennen. So distanzieren sich bestimmte Politiker*innen, welche in homosexuellen Partnerschaften leben, bewusst von dem Begriff und der damit verbundenen Community. Durch die bewusste Abgrenzung von der ⇒ LGBTTIAQ+-Community und die Hetze gegen queere und insbesondere gegen ⇒ trans* Menschen durch Rechte Gruppen, werden politische und gesellschaftliche Errungenschaften bedroht und eine gesellschaftliche Spaltung angestrebt (Eckert 2024).
Stand: 25.04.2025
Quellen
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) (2024): Lagebericht: Queerfeindlichkeit nimmt zu. Letzter Zugriff 09.04.2025.
- Eckert, Nora (2024): Absolute Mehrheit für Queerfeindlichkeit. Queer.de. Letzter Zugriff 20.03.2025.
- Jäkh, Simeon (2024): Queer Theory/Sexuelle Identität als Forschungsgegenstand. In: Normalisierung von männlicher Homosexualität. BestMasters. Springer VS.
- Jones, Timothy (2023): Reviled, reclaimed and respected: the history of the word ‘queer’. The Conversation. Letzter Zugriff 20.03.2025.
- Queer Lexikon (2017): Queer. Letzter Zugriff 20.03.2025.
- Yourish, K., Daniel, A., Datar, S., White, I., & Gamio, L. (2025): These words are disappearing in the new Trump administration. The New York Times. Letzter Zugriff 09.04.2025.
Das Glossar soll sich im gegenseitigen Austausch mit Leser*innen weiterentwickeln.
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