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Februar

Black History Month & Queer History Month

Die Geschichte von Schwarzen Menschen und die Geschichte von LSBTIQ+ findet selten Eingang in deutschen Schulbücher oder historischen Dokumentarfilme des Bildungsfernsehens. Sie werden unsichtbar gemacht und ignoriert. Im Februar sollen genau diese Erzählungen eine Öffentlichkeit bekommen und an ihre Geschichte erinnert werden.

"Schwarz, lesbisch, Mutter, Kriegerin, Dichterin", so beschrieb sich Audre Lorde, die heute 87 Jahre geworden wäre. Als Schriftstellerin und Aktivistin setzte sie sich für die Bekämpfung von Rassismus, Sexismus, Klassismus und Homophobie ein. Da sie hauptsächlich in den USA arbeitete, ist ihr Wirken in der feministischen Bewegung Deutschlands weniger bekannt.

Am 18. Februar 1934 wurde Audre Geraldine Lorde in New York City geboren. Sie machte 1959 am Hunter College ihren Bachelorabschluss und zwei Jahre später ihren Master in Bibliothekwissenschaften an der Columbia University. Während sich ihr frühes Schreiben um Romantik drehte, begann sie, als die Spannungen in den 1960er Jahren mit der Bürgerrechtsbewegung zunahmen, mehr die Themen Rassismus und Sexismus in ihren Arbeiten aufzugreifen und trat als politische Aktivistin auf. In ihren poetischen Texten setzte sie sich für die Durchsetzung gesellschaftlicher Gerechtigkeit ein.

In ihren Essays weist sie auf die Dringlichkeit einer intersektionalen Perspektive hin, betont den fehlenden Einbezug vielfältiger Lebensrealitäten und spricht sich für eine Reflexion von Privilegien und Dominanzstrukturen aus. So kritisiert sie in The Master´s Tools Will Never Dismantle the Master´s House eine besondere akademische Arroganz in feministischen Debatten (Lorde, 1984). Nach Lorde fehlen die Perspektiven von Schwarzen, lesbischen oder armen Frauen, die in den Diskussionen keinen Raum finden, was auch für den Wissenschaftsbetrieb gilt. Sie fordert in ihren Werken auf, über unterschiedliche Lebensrealitäten und Erfahrungen zu reflektieren und zu sprechen. Ziel ist es Trennungen, die dadurch entstehen zu überwinden und sie zur Stärke umzuwandeln. Sie sagt:

Those of us who stand outside the circle of this society’s definition of acceptable women; those of us who have been forged in the crucibles of difference—those of us who are poor, who are lesbians, who are Black, who are older—know that survival is not an academic skill. It is learning how to stand alone, unpopular and sometimes reviled, and how to make common cause with those others identified as outside the structures in order to define and seek a world in which we can all flourish. It is learning how to take our differences and make them strengths. (Lorde 1984: 112)

Mit ihren Schriften prägte sie die Bürgerrechtsbewegung und Frauenbewegung in den USA, sowie den intersektionalen Feminismus weltweit. Durch ihre wiederkehrenden Aufenthalte in Berlin zwischen 1984 und 1992 wirkte sie auch in Deutschland. Das Buch Farbe bekennen – Afrodeutsch Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, welches von May Ayim, Dagmar Schulz und Katharina Oguntoye herausgegeben und mit Lordes Hilfe veröffentlicht wurde, ist zum Klassiker der Schwarzen feministischen Bewegung in Deutschland geworden. Die öffentliche Sichtbarkeit der Erfahrung Schwarzer Frauen in Deutschland führte auch zu der Gründung von ADEFRA e.V. – Schwarze Frauen in Deutschland. In Audre Lorde – the Berlin Years 1984 to 1992 werden die prägenden Jahre von Lorde in Deutschland von der Regisseurin Damar Schultz dokumentiert.


Quellen

Lorde, Audre (1984): Sister Outsider: Essays and Speeches. New York: The Crossing Press