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3. Juni

Weltfahrradtag

Der Weltfahrradtag stärkt den Ruf des klimaneutralen Verkehrsmittels. Das Fahrrad hat aber auch erheblich zur Emanzipation von Frauen beigetragen.

Der Weltfahrradtag findet jedes Jahr am 3. Juni statt. Der Tag macht auf die gesundheits- und klimaschutzfördernden Vorteile des Fahrrads aufmerksam. Initiiert wurde er vom US-amerikanischen Soziologen und Fahrradaktivisten Leszek Sibilski. 2018 wurde der Weltfahrradtag offiziell von den Vereinten Nationen als Aktionstag anerkannt (United Nations o. J.).

Das Fahrrad ist nicht nur wichtiges Mittel für eine umweltbewusste Verkehrswende, sondern spielt auch in der Emanzipationsgeschichte von Frauen eine große Rolle. Deswegen finden seit über zehn Jahren immer wieder feministische Radtouren und Demonstrationen auf Fahrrädern statt. Begonnen wurde die Tradition 2013 von zwei Freundinnen in der türkischen Stadt Izmir mit dem Ziel, mehr Sichtbarkeit von Frauen im Straßenbild zu schaffen (FWBR o. J.). Die Aktionsform breitete sich weiter aus und wurde auch in Deutschland populär: Wie beispielsweise 2024 am „Internationalen Frauen*kampftag“ in Berlin (Tagesspiegel 2024) oder beim „Fancy Woman Bike Ride“ in Bremen (Gerling 2022).

I think it [the bicycle] has done more to emancipate women than anything else in the world.  - Susan B. Anthony, Frauenrechtsaktivistin d. 19. Jh. (Bly o. J.)

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland das erste Fahrrad gebaut. Schnell verbreitete sich das Rad auf der ganzen Welt – denn es war vergleichsweise preiswert und erlaubte eine schnelle Fortbewegung. Die Erfindung des Fahrrads fiel in eine Zeit, in der sich Frauen um den Haushalt und die Kinder zu kümmern hatten und nur in seltenen Fällen Bildung genossen oder einem Beruf nachgingen (Carstens 2022). Es war aber auch die Zeit der ersten Frauenrechtsbewegungen, vor allem in den USA. Schnell wurde das Fahrrad beliebt unter Frauen, denn es ermöglichte freie Fortbewegung und sparte massiv Zeit (Carstens 2022).

Aber nicht alle waren von den Frauen auf Fahrrädern und der damit einhergehenden neuen Freiheit begeistert. Ärzte schrieben medizinische Gutachten, die eine angebliche Gesichtsverformung bei fahrradfahrenden Frauen belegten. Radfahrerinnen im Straßenverkehr wurden regelmäßig von Gejohle begleitet oder körperlich bedrängt (Carstens 2022). Trotzdem setzte sich das Fahrrad als Verkehrsmittel für Frauen spätestens mit dem Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts durch. Die Räder konnten jetzt massenweise produziert und zu noch niedrigeren Preisen angeboten werden.

Heute ist in vielen Ländern der Welt das Fahrrad alltägliches Fortbewegungsmittel von Frauen. In einigen Ländern hat es an Emanzipationskampf noch nichts eingebüßt. In Afghanistan ist das Radfahren für Frauen und Mädchen aus religiösen Gründen verboten (Dlf Nova 2023), im Iran wird es vom religiösen Oberhaupt „nicht empfohlen" (Petter & Röhling 2016). 2016 formierte sich hier ein Protest: Fahrradfahrende Frauen im Iran zeigten sich unter dem Hashtag #IranWomanLoveCycling und starteten damit eine große Bewegung. In Saudi-Arabien ist es Frauen seit 2013 gesetzlich erlaubt, Fahrrad zu fahren.

Dass das Fahrrad als Symbol weiblicher Emanzipation gelten kann, zeigen auch Filme und Geschichten. 2013 produzierte die saudi-arabische Regisseurin Haifa al-Mansur den ersten Kinofilm des Landes. Protagonistin des Filmes ist das zehn-jährige Mädchen Wadja, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das grüne Fahrrad aus dem Laden nebenan (Kaever 2013). Oder auch die Geschichte der heute 20-jährigen Khothalang Leuta aus dem südafrikanischen Lesotho. Sie begann als Kind BMX-Rad zu fahren, in einer Gegend, in der es nicht üblich ist, dass Frauen Fahrrad fahren und sich die wenigsten überhaupt eines leisten können. Heute fährt und gewinnt Khothalang BMX-Rennen und will andere Mädchen für den Radsport begeistern: „Ich glaube, ich kann eine Inspiration sein. Und ich hoffe, ich kann alle zum Staunen bringen, wozu ein Mädchen aus Roma imstande ist“ (Nxumalo 2021).

 

Stand: Mai 2025


Quellen