National Women's Day (Südafrika)
Am Jahrestag des Frauenmarsches am 9. August 1956, bei dem etwa 20.000 Frauen in der Hauptstadt Pretoria gegen das Apartheid Passgesetz protestierten, feiert Südafrika seinen nationalen Frauentag (Worldday, 2020).
Der Protestaktion war eine mehrjährige Kampagne gegen die Passgesetze in Südafrika vorausgegangen. Schwarze Personen waren nach dem Passgesetz gezwungen, Ausweisdokumente mit sich zu führen, damit Sicherheitskräfte ihre Aktivitäten überwachen und die Apartheid, also die organisierte Rassentrennung, vollziehen konnten. Diese Ausweisdokumente beinhalteten unter anderem berufliche und private Informationen und ermöglichten dementsprechend eine ständige Überwachung und Kontrolle Schwarzer Personen (Africa.com, 2016).
Die erste Verwendung von Passdokumenten fand in den frühen 1800er Jahren statt und ging aus den bereits 1709 eingeführten Ausweisdokumenten für Sklaven hervor. Nach Abschaffung der Sklaverei 1808 wurden mehr lokale Arbeiter*innen beschäftigt. Diese wurden seitens der Arbeitgeber gezwungen, ein Genehmigungsdokument bei sich zu tragen. Dieses Genehmigungsdokument erlaubte es den Arbeiter*innen die Farm zu verlassen, auf der sie arbeiten. Es folgten die Einführung von Pässen für Europäer*innen, Pässe im Oranje-Freistaat, Pässe im Zuid Afrikaansce Republiek, Pässe auf den Diamanten- und Goldminen, Pässe in der Union von Südafrika sowie Pässe in der Republik (AfricanSouthHistoryOnline, 2019).
Erste Widerstände gegen die Passgesetze begannen im Jahr 1910. Im Jahr 1912 unterzeichneten 5.000 Frauen aus dem Oranje-Freistaat eine Petition gegen die Passgesetze, die jedoch seitens des damaligen Ministers ignoriert wurde. Im Mai 1913 wechselten die Aktivistinnen ihre Strategie zu einer aggressiveren Anti-Pass Kampagne. Viele Personen, die an dieser Kampagne beteiligt waren, verweigerten das Tragen von Pässen und wurden daraufhin verhaftet.
In den 1950er Jahren startete eine zweite große Protestwelle gegen die Passgesetze, zu deren Höhepunkten der Frauenmarsch am 9. August 1956 zählt. Konkreter Auslöser für die Aktion war die Ankündigung, dass ab Januar 1956 die Ausstellung der Pässe für alle Schwarzen Frauen beginnen würde. Angeführt wurde der Frauenmarsch 1956 von den politischen Aktivistinnen wie Helen Jospeh, Albertina Sisulu, Rahima Moosa, Lillian Ngoyi, Helen Suzman, Ruth First, Charlotte Maxeke, Sophie Williams-De Bruyn, Florence Matomela und Bertha Gxowa (Mashaba). Die meisten von ihnen waren Teil der Federation of South African Women (FEDSAW) (Africa.com, 2016). Sie setzten sich unter anderem für das Wahlrecht für alle ein, für die Gleichstellung von Mann und Frau sowie für den Frieden auf der ganzen Welt. Ziel des Frauenmarsches war das Union Gebäude, wo dem damaligen Premierminister J.G Strijdom eine Petition gegen eine geplante Gesetzesverschärfung vorgelegt werden sollte. Rund 20.000 Frauen standen 30 Minuten lang schweigend vor dem Unions Gebäude und sangen im Anschluss ein für den Anlass geschriebenes Protestlied:
Wathint’ abafazi, wathint’ imbokodo! Uzokufa!/
(Deutsch: [Wenn] du die Frauen schlägst, wirst du einen Stein schlagen, wirst du zermalmt werden [du wirst sterben].)
Der Frauenmarsch gilt als historischer Tag und wird seit Ende der Apartheid und damit auch der Passgesetze 1994 in Südafrika als nationaler Frauentag gefeiert (Africa.com, 2016).
Quellen
Worldday (2020): „9. August regional: Women’s Day in Südafrika“, zuletzt aufgerufen am 26.07.2021.
Africa.com (2016): „Remembering South Africa’s Struggle Heroines on Women’s Day“, zuletzt aufgerufen am 26.07.2021.
AfricanSouthHistoryOnline (2019): “Pass laws in South Africa 1800-1994”, zuletzt aufgerufen am 03.08.2021.